Fructoseintoleranz

Fructoseintoleranz

Infos & Fructosefreie Süßungsmittel

Eine Schwester der Laktoseintoleranz: Bei der intestinalen Fructoseintoleranz fehlt der Fructose ein Taxi, das sie aus dem Dünndarm ins Blut transportiert. Sie landet deshalb wie die Laktose im Dickdarm und dient dort Bakterien als Nahrung. Übrig bleiben Gase wie Kohlenstoffdioxid und Methan, außerdem Fettsäuren. Die Blähungen und Bauchschmerzen entstehen durch die Gase. Durch die Abbauprodukte der Fructose wird zudem vermehrt Flüssigkeit in den Darm „gezogen“, was Durchfall verursacht. Das Gute daran: Der Körper befreit sich so von dem, was ihm schadet. Sein Besitzer ist gewarnt: Pass‘ auf, was du isst!

Fructose heißt auch Fruchtzucker weil sie von Natur aus hauptsächlich in Früchten steckt. Außer in Obst wie Äpfeln, Birnen, Kirschen oder Trauben ist Fruktose auch in Honig und in Gemüse wie Paprika, Bohnen oder Rot- und Weißkohl zu finden. Zusammen mit Glukose (Traubenzucker) wird Fructose zu Haushaltszucker (Saccharose). Problematisch: Wer viel industriell verarbeitete Nahrungsmittel wie Fruchtjoghurt, Softdrinks und Müsliriegel verspeist, riskiert durch die viele Fructose darin langfristig Übergewicht, Bluthochdruck und Leberschäden. Schadet Obst? Nein, weil verhältnismäßig wenig Fruchtzucker enthalten ist. Erst bei sehr großen Mengen Obst über einen längeren Zeitraum können negative Auswirkungen die Folge sein. Hundert Gramm Birnen etwa enthalten weniger als sieben Gramm Fruchtzucker. Eine ordentliche Portion Ketchup hat dagegen wesentlich mehr.

Der Mechanismus, der zu den Beschwerden führt, ist dem der Laktoseintoleranz sehr ähnlich und ebenso komplex. Fructose ist ein Problem, das einigen Schaden anrichten kann. Die Zusammenhänge sind interessant, aber entsprechende Erklärungen würden hier zu weit führen.

Die Klassiker: Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall. Aber auch Verstopfung, Übelkeit und Müdigkeit stehen auf der Liste. Das alles passiert eine halbe Stunde bis maximal 24 Stunden nach dem Essen. Neben diesen sogenannten primären Symptomen treten sekundäre Symptome auf. Dazu zählen unter anderem: Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwindelgefühl.

Allerdings: Keine Fructoseintoleranz ist wie die andere. Der eine verträgt ohne Probleme Mengen, die den anderen mit Bauchkrämpfen zur Toilette laufen lassen. Die meisten Betroffenen liegen irgendwo dazwischen.

Wie entsteht das Problem?

Man erwirbt oder erbt es:

Die sogenannte Fructosemalabsorption entsteht, wenn spezielle Transportproteine im Dünndarm als „Taxifahrer“ der Fructose versagen – und die Fructose deshalb in den Dickdarm weitertrudelt. Das Taxi-Eiweiß heißt GLUT-5. Diese Form der Fructoseintoleranz ist die häufigste. Sie kann sowohl angeboren als auch erworben sein.

Eine besonders seltene Form der Fructoseintoleranz ist die hereditäre Fructoseintoleranz. Hier fehlt das Enzym Fructose-1-Phosphat-Aldolase. Fructose wird zwar in den Körper aufgenommen, aber nicht verarbeitet. Die geerbte Fructoseintoleranz ist eine sehr schwerwiegende Erkrankung mit deutlichen gesundheitlichen Problemen, die sich häufig schon im frühen Kindesalter entwickeln. Bei dieser Form muss auch die Diät deutlich strenger sein als bei der Fructosemalabsorption.

Durch den Hausarzt oder einen Internisten. Der stellt dir Fragen, untersucht dich und lässt dich ein Ernährungstagebuch führen. Weil es viele Erkrankungen und andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten gibt, die ähnliche Beschwerden wie die erworbene Fructoseintoleranz verursachen, kommen oft noch Labortests dazu. Vielleicht musst du auch eine fruktosearme Diät machen. Bessern sich die Beschwerden, hast du vermutlich eine erworbene Fructoseintoleranz.

Klarheit liefert auch ein Fructose-Intoleranz-Test: Bei dem sogenannten H2-Atemtest musst du eine spezielle Fructoselösung auf nüchternen Magen trinken und jede halbe Stunde in ein Messgerät pusten. Der Arzt sieht anhand der ausgeatmeten Menge an Wasserstoff, ob du eine Fructoseintoleranz hast.

Gibt es einen Fructoseintoleranz Selbsttest?

Ja, es gibt sogar mehrere – der einfachste geht so: Wenn du ein bestimmtes Lebensmittel für den Verursacher deiner Beschwerden hältst, verzichtest du eine Zeit lang darauf und beobachtest, was passiert. Du kannst dich beispielsweise probeweise frei von Fructose, Gluten oder Laktose ernähren – verschwinden deine Beschwerden daraufhin, kennst du ihre Ursache und kannst dich danach richten. Falls du dir unsicher bist, solltest du natürlich trotzdem einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen deiner Beschwerden eindeutig abklären zu lassen. Denn: Eine echte Lebensmittelallergie darf nicht unterschätzt werden. Der auslösende Stoff kann eine schwere allergische Reaktion oder einen lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock auslösen. Bei einem begründetem Verdacht auf eine Lebensmittelallergie, muss deshalb die Ursache gefunden werden – auch, wenn es große Mühe machen und eine Weile dauern kann. In diesem Fall empfehlen sich Diagnose, Beratung und Behandlung durch den Hausarzt.

Was kann ich noch tun?

Xylose-Isomerase einnehmen: Dieses Enzym wandelt die Fructose aus den Nahrungsmitteln im Darm in Traubenzucker um und machen sie dadurch verträglich. Der Nachteil: Leichte Nebenwirkungen sind möglich und die entstehende Glucose kann das Gleichgewicht im Verdauungstrakt stören. Besser könnte ein altes medizinisches Prinzip sein: Meide alles, was dir nicht guttut. Vergiss dabei neben den Lebensmitteln aber die Getränke nicht!

Willst du etwas essen, was viel Fructose enthält, kannst du es mit Traubenzucker kombinieren. Traubenzucker regt das GLUT-5-Taxi-Eiweiß im Dünndarm an, so dass mehr Fructose aufgenommen wird. Weil Traubenzucker den Blutzuckerspiegel besonders stark beeinflusst, solltest du aber lieber deine Fructosegrenze finden und deine Ernährung anpassen.

Neben gut verträglichen Lebensmitteln wie Kartoffeln, Reis, Fleisch und Fisch, Salaten, Spinat, Avocado, Brokkoli und Nüssen, gehören auch mineralstoffhaltiges Wasser, Öle und Ballaststoffe auf den Speiseplan. Eine hervorragende Ballaststoffquelle sind so zum Beispiel die kleinen Chia-Samen, die von Personen mit einer Fructoseintoleranz meist sehr gut vertragen werden.

Vorsicht bei Fertigprodukten! Diese enthalten oft verstecke Fructose oder Sorbit. Kokosblütenzucker enthält zwar nur einen geringen Anteil an freier Fruktose, besteht jedoch größenteils aus Saccharose (Zweifachzucker aus Glukose und Fruktose) und ist daher nur mit Vorsicht und nach individueller Verträglichkeit für Fructoseintolerante geeignet.

Erfahre hier, welche Zuckerersatzstoffe bei Fructoseintoleranz geeignet sind!

Das nu3-Starterpaket zum fructosefreien Süßen:

Diese Produkte werden meist auch gut vertragen:

  • Traubenzucker
  • Kaktusfeige, Papaya, Mandarine, Banane

Auf Fructose ganz verzichten? Eher nicht, denn der komplette Verzicht auf Fructose könnte dazu führen, dass du bald auch kleine Mengen an Fructose nicht mehr gut verträgst. Typisch für eine erworbene Fructoseintoleranz ist außerdem ein Mangel an FolsäureZink und Mineralstoffen. Ob das auch bei dir so ist, kann ein Arzt feststellen.

Ansonsten gilt: Hast du nach dem Essen starke Beschwerden, musst du zum Arzt gehen oder zumindest deine Ernährung versuchsweise anpassen. Ansonsten kannst du im schlimmsten Fall sehr krank werden.

Wenn du nach dem Essen eher geringe Beschwerden hast, kannst du strategisch vorgehen: Iss für eine Weile nur Lebensmittel, von denen du glaubst, dass du sie gut verträgst. Führe in dieser Zeit ein Tagebuch, in dem du notierst, was dir Beschwerden verursacht hat und wann. Gehe mit deinen Notizen zu einer Ernährungsberatung – viele Krankenkassen bieten Ernährungsberatungen kostenfrei an.

Dr. med. Michael Prang

 

Arzt, Journalist und Autor von Büchern zum Thema Gesundheit

Nach der Berufsausbildung bei einer deutschen Krankenkasse studierte Michael Prang in Berlin, Bogotá und Hamburg Medizin. Im Anschluss arbeitete er als Arzt in Krankenhäusern und Praxen in Deutschland und Großbritannien. Michael Prang hat weiterführend ein Masterstudium in Media Management absolviert, und betreibt seit 1989 eine Agentur für Gesundheitskommunikation. Dr. Prang berät nu3 als Medical Advisor zu den Themen Gesundheit und Ernährung und lebt in Berlin.

November 15, 2019
Dr. med. Michael Prang